Viel Licht und mehr Raum – Die neue Schule und die umgestaltete Burg

Die neue Volksschule

In der neuen Volksschule wurden die Heim- und Dorfkinder, die bisher in Reislingen beschult worden waren, gemeinsam unterrichtet.
Der bisherige Klassenraum im Ostflügel der Burg wurde weiterhin benutzt, sodass die Trennung zwischen Dorf- und Heimkindern während der Schulzeit aufgehoben war.

Der Schulbau wurde ein Gemeinschaftsprojekt.

Aus dem Bericht der Erzieherin Irmgard Löding:

„Während eines Sommerlagers in Bodenwerder hatten wir eine neue Schule besichtigt, die im Keller über ein Schwimmbad verfügte. Warum sollten wir es ihnen nicht gleichtun? Doch dafür mussten wir Bürgermeister Schaare gewinnen, was nicht schwerfiel. Er erwirkte zusammen mit dem Heimleiter sofort die Genehmigung in Helmstedt. Aber wir erhielten die Auflage, die Ausschachtungsarbeiten selbst zu übernehmen, weil kein zusätzliches Geld zur Verfügung stand.

1. + 2. Klasse von Ingrid Kabel (1967/68) vor den neuen Klassenräumen in der Burg. Foto bereitgestellt von Birgit Schulz, Neuhaus.
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Doch das war kein Problem, viele Hände halfen, die Grube auszuheben, und der Keller konnte gebaut werden. Aber: Für ein Schwimmbad hat das Geld auch später nicht gereicht, aber der große Raum hat z.B. für den Physik-, Chemie- und Werkunterricht viele gute Dienst geleistet.“

Von dem Bau der neuen Schule versprach man sich eine Integrationswirkung, da die Dorfkinder zusammen mit den Heimkindern unterrichtet werden sollten. Für die Dorfkinder entfiel auch der lange Schulweg nach Reislingen.

SchülerInnen auf dem Schulhof

Viele Hoffnungen und Wünsche knüpfen sich daher an den Schulbau. Die neuen, luftigen Räume und die Lehrer, die in ihnen wirken, werden Charakter, Geist und Körper unserer Kinder formen. Die dorfeigene Schule wird die Heimat in den Mittelpunkt des Unterrichts stellen, und somit in Bindeglied zwischen den Kindern verschiedenster Herkunft und eine Brücke zwischen Burg und Dorf sein. Darüber hinaus soll sie auch Jugendlichen und Erwachsenen eine Stätte der Bildung und der Entspannung werden. Wir hoffen, mit dem Schulbau ein kulturelles Zentrum zu schaffen, um das sich ein neues Gemeinschaftsleben entwickeln kann, das landwirtschaftliche und industrielle Bevölkerung vereinigt.

So beschrieb Irmgard Löding in ihrer Chronik „Burg Neuhaus 1945-1963“ die Wünsche und Hoffnungen aller Beteiligten am Schulneubau.

Der neue Heimschulleiter Egon Wauschkuhn

Im Gespräch mit dem neuen Heimschulleiter Egon Wauschkuhn (rechts).
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Egon Wauschkuhn, geb. 3.12.1920 in Angerapp [früher Ostpreußen, heutiges Polen], ev.-luth. Konfession, verheiratet, 2 Kinder. Nach dem Abitur folgten der Arbeitsdienst und die Einberufung zur Wehrmacht. Nach dem 2. Weltkrieg studierte er an der Kant-Hochschule in Braunschweig [heute Pädagogische Hochschule Braunschweig]. Dort legte er 1954 seine Prüfung als Volksschullehrer ab.

Aus den Aktenvermerken (StaatsA WO 94N, Nr. 451) um den Heimleiterwechsel geht hervor, dass die Kreisverwaltung Helmstedt vertreten durch Oberkreisdirektor Dr. Conrady zusammen mit Regierungsrat Rauschen aus Braunschweig und Oberschulrat Wedler der Meinung waren, dass eine Personalunion zwischen Heim- und Schulleiter wünschenswert sei, um Kompetenzgerangel zu vermeiden. Ein Gespräch mit Egon Wauschkuhn diesbezüglich sollte im September 1955 stattfinden.

Bereits im Dezember 1955 wandte sich Oberkreisdirektor Conrady an Oberschulrat Wedler mit der Bitte um die Abordnung Egon Wauschkuhns an die Heimschule Burg Neuhaus. Dann habe er 6 Monate Zeit, um zu entscheiden, ob er sich die Erfüllung der Aufgabe zutraue. Egon Wauschkuhn, zu dieser Zeit Lehrer in Gittelde am Harz, hatte bereits im Oktober 1955 zugesagt, die Nachfolge von Willy Trott auf Burg Neuhaus anzutreten. Seine Hauptsorge war, eine angemessene Wohnung gestellt zu bekommen.

Er blieb bis 31.3.1963 auf Burg Neuhaus und wurde dann zu einem einjährigen Lehrgang in das Heilpädagogische Institut nach Hannover einberufen.

Im Sommer 1959 war dann auch die Bauphase auf der Burg und der Umzug überstanden. Die Familiengruppen konnten mit ihren Gruppenmüttern ihre neuen Wohnungen beziehen.

Einweihungsfeier der umgestalteten Burg

Am 13. Juni 1959 wurde sie mit vielen Gästen würdig gefeiert.

Schulfest zur Einweihung Archiv 00231.

Überliefert ist uns auch die Eröffnungsrede von Landrat Fritz Weiberg (*1900+1977), Gewerkschafter und Niedersächsischer Landespolitiker der SPD, Landrat des Kreises Helmstedt 1946-68. Er wurde 1965 Ehrenbürger von Vorsfelde und zog 1965 nach Neuhaus.